Deutsche Bucht Reede Containerschiffe 10.6.22 Foto Scheer Tiefwasser Reede
Print Friendly, PDF & Email

Abfertigungsprobleme in den europäischen Seehäfen sorgen für immer längere Staus von Containerschiffen in der Nordsee. 2% der weltweiten Kapazitäten liegen dadurch still.[ds_preview]

Zu diesem Ergebnis kommt das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW). Für die Nordsee sei dies »sehr ungewöhnlich«, sagt IfW-Experte Vincent Stamer. Tendenz: steigend. Mittlerweile seien in Nordeuropa mehr als 2% der globalen Frachtkapazität gebunden, weil Schiffe weder be- noch entladen werden könnten.

Auch vor den chinesischen Häfen von Schanghai und Zhejiang wächst die Warteschlange: Dort liegen derzeit weitere 4% der Flotte fest. Ein Ende der Staus in der Containerschifffahrt sei derzeit nicht in Sicht, so Stamer. Dies habe Auswirkungen auf die Lieferung wichtiger Güter wie Unterhaltungselektronik, Möbel oder Textilien, die aus Asien geliefert werden.

Auf dem Roten Meer – der wichtigsten Handelsroute zwischen Europa und Asien – sind dem IfW zufolge derzeit gut 20% weniger Containerschiffe unterwegs als zu normalen Zeiten. So groß sei die Lücke zuletzt nach Ausbruch der Corona-Pandemie vor zwei Jahren gewesen. Die negativen Effekte des Lockdowns in Schanghai würden sich somit jetzt erst  zeigen.«

Häfen, Stau, Abfertigung
© IfW

Dagegen entspannt sich die Lage in Nordamerika. Die pandemiebedingt hohe Nachfrage nach Konsumgütern in den USA hat nachgelassen, der Stau vor dem Hafen von Los Angeles habe sich weitestgehend aufgelöst. Als Folge seien die Frachtraten von Asien an die US-Westküste Nordamerikas seit Beginn des Jahres bereits um knapp die Hälfte gefallen. Die Preise auf der Route Fernost–Europa liegen dagegen weiter etwa sechsmal höher als vor zwei Jahren, heißt es.

Das Frachtaufkommen in Russlands Häfen lässt mittlerweile eindeutig auf den Versuch schließen, den verlorenen Handel mit Europa durch Asien zu substituieren. Im Ostseehafen St. Petersburg, wo Waren aus Europa ankommen, ist das Frachtaufkommen nachhaltig eingebrochen. In den übrigen, im Asienhandel eingebundenen Häfen, erholt sich das Volumen dagegen etwas. »Allerdings können die Importe aus Asien bisher noch nicht den Handel mit Europa ersetzen«, so Stamer.