Christoph Rasewsky, Global Container Sector Lead, American Bureau of Shipping (© ABS)
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Christoph Rasewsky, neuer Containerchef der US-Klassifikation American Bureau of Shipping mit Sitz in Hamburg, meint, es reicht nicht aus, wenn Reeder allein auf die Technik schauen, um ihre Containerschiffsflotte nachhaltiger aufzustellen. Durch die Energiekrise und die gestiegenen Gas- und Kraftstoffpreise habe sich die Situation für Reeder verändert.

»Die Containerschiffsreeder sind gefordert, in den nächsten Jahren sehr viel zu tun, durch die neue Regulatorik, die jetzt in Kraft tritt, in Kraft getreten ist und zukünftig in Kraft treten wird«, sagt Rasewsky in der neuen Episode des HANSA PODCASTs. »Energy Saver« würden die zukünftigen Vorschriften nicht allein erfüllen, es brauche technische und operative Maßnahmen, sagt der ABS-Manager und spricht von einem Vierklang und der Gewichtung verschiedener Handlungsoptionen.

Die operativen Aspekte oder die »Energy Saver« sind seiner Ansicht nach in den vergangenen Monaten noch einmal wichtiger geworden, seitdem man im Zuge der Energiekrise noch weniger vorhersagen könne, wohin sich die (gestiegenen) Kraftstoffpreise entwickeln. Allein auf die Technik zu schauen, reiche nicht aus: »Durch hohe Kraftstoffpreise reduziert sich die Payback-Zeit von anderen Maßnahmen.«

Seit Herbst 2022 ist Rasewsky bei der US-Klasse. Er brachte Erfahrungen aus der Unternehmensberatung für die maritime Industrie mit, arbeitete unter anderem mit der Containerlinienrederei Hapag-Lloyd sowie dem Hafen Barcelona und war bei Technolog und Hamburg Port Consulting tätig. Seit seinem Amtsantritt arbeiten er und das Container-Team an einer an das veränderte Marktumfeld angepassten ABS-Strategie für das Segment.

Der neue ABS-Manager spricht zudem über seine Ansichten zu verschiedenen alternativen Kraftstoffen.

Viele Containerschiffsreeder haben in den vergangenen Jahren Neubauten mit LNG-Antrieb geordert. Auch wenn Flüssiggas durch die Preisentwicklung mittlerweile so manchem etwas weniger attraktiver erscheint, sei es noch immer »sehr populär«, so Rasewsky, der davon ausgeht, dass das hohe Preisniveau »möglicherweise kein Dauerzustand« ist.

Ein großer Fokus liegt derzeit auf Methanol. »Das ist ein sehr guter Kraftstoff, um die künftigen Anforderungen zu erfüllen.« Der ABS-Manager verweist auf einen »großen Drive« in der Branche in diese Richtung, seitdem zunächst die dänische Maersk-Reederei und zuletzt auch der staatliche chinesische Cosco-Konzern große Schiffe mit Methanol-Antrieb bestellt hatten: »Das ist ein sehr großes Signal an den Markt und auch die Bunker-Supplier.« Dadurch wird es seiner Meinung nach auch sehr viel schneller gehen, bis Methanol sich etabliert als es vor 10 bis 15 Jahren bei LNG der Fall war – Stichwort »Henne-Ei-Problem« zwischen Reedern, Häfen und Bunker-Lieferanten.

Dennoch bleibt die Verfügbarkeit von alternativen Kraftstoffen ein Unsicherheitsfaktor. Rasewsky rät Reedern: »In dem Moment, wenn sie den Vertrag mit der Werft für ein Methanol-getriebenes Containerschiff unterschreiben, sollten sie auch einen Vertrag mit einem Bunker-Supplier unterschreiben.«

Auch auf Ammoniak (und die bisweilen geäußerte Sorge vor Sicherheitsrisiken) geht er detailliert ein. »Wir werden sicherlich Ammoniak-betriebene Containerschiffe sehen, ganz klar. Wenn auch noch nicht in naher Zukunft«, sagt Raswesky und erläutert diese Sichtweise, betont aber, dass trotz der größeren Sicherheitsrisiken »die Angst, die es noch gibt«, verschwinden wird.


ABS Rasewsky Podcast

Hören Sie hier die komplette Episode mit Christoph Rasewsky. Der ABS-Containerchef spricht außerdem unter anderem über:

  • Gespräche mit Reedereien
  • die »ewige Frage«, wann das Wachstum von Containerschiffen enden könnte
  • den Auftrag, den er bei seinem Antritt von den ABS-Obersten bekommen hat
  • eine (neue) Strategie der Klasse für die Containerschifffahrt
  • die Entscheidung für Hamburg als Standort für den »Global Container Sector Lead«
  • Wachstumspotenziale
  • das große Containerschiffs-Orderbuch – und den Anteil alternativer Antriebssysteme
  • Ladekapazität und Tragfähigkeit beim Einsatz von alternativen Kraftstoffen
  • das Portfolio von Motorenherstellern
  • das ABS-Regelwerk für Methanol und Ammoniak-Kraftstoffe und
  • Carbon Capture
  • Hafen- und Bunker-Infrastruktur