Emissionen, Abgas, Schiffsemissionen
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Der 5-Mrd.-$-Vorschlag: Schifffahrtsverbände drängen die Weltschifffahrtsorganisation IMO, einen von der Branche angeregten Investitionsfonds voranzutreiben, um die Dekarbonisierung des Seeverkehrs zu beschleunigen

[ds_preview]Diese Woche tagt der IMO-Ausschuss für den Schutz der Meeresumwelt (MEPC 75), um über wichtige nächste Schritte zur Dekarbonisierung zu beraten. Die Schifffahrtsbranche bringt wieder ihren Vorschlag eines von der Industrie finanzierten Forschungs- und Entwicklungsprogramms im Umfang von 5 Mrd. $ ins Spiel. Damit will man den Wandel von der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen hin zu kohlenstofffreien Energiequellen beschleunigen. In einer gemeinsamen Erklärung wollen die Verbände IMCO, CLIA, Intercargo, International Chamber of Shipping, Intertanko, World Shipping Council, Interferry und International Parcel Tankers Association dem nun Nachdruck verleihen.

Obwohl die Gesamtemissionen der Schifffahrt um etwa 7 % niedriger seien als 2008, gebe es eine Grenze dessen, was erreicht werden könne, solange die Schiffe von fossilen Brennstoffen abhängig blieben und die weltweite Nachfrage nach maritimen Dienstleistungen weiter wachse, so die Verbände. Das IMO-Ziel, die Gesamtemissionen der internationalen Schifffahrt bis 2050 um mindestens 50 % gegenüber 2008 zu reduzieren, könne nur mit kohlenstofffreien Technologien erreicht werden.

Mögliche Lösungen wie Wasserstoff oder Ammoniak aus erneuerbaren Quellen  existieren noch nicht in einem Maßstab oder in einer Form, die auf große Hochseeschiffe angewendet werden können. Eine Reihe komplexer technischer Fragen sind noch zu beantworten, darunter Sicherheit, Lagerung, Verteilung, Überlegungen zur Energiedichte und Auswirkungen auf den Lebenszyklus.

Das F&E-Programm in Höhe von 5 Mrd. $ soll nach Vorstellung der Branche von der IMO überwacht und durch einen F&E-Beitrag von 2 $/t verbrauchten Schiffskraftstoffs finanziert werden. Verwaltet werden soll es von einem nichtstaatlichen »International Maritime Research and Development Board« (IMRB). Die Verbände betonen, dass die F&E-Beiträge durch eine IMO-Regelung verpflichtend sein müssen, damit der Vorschlag funktioniert und alle Schifffahrtsunternehmen weltweit einen fairen Beitrag leisten.

Es wird davon ausgegangen, dass eine Reihe von Regierungen dem Vorschlag positiv gegenüberstehen, vorausgesetzt, dass Fragen wie z.B. die Regierungsführung angesprochen werden. »Die IMO-Klimaziele für 2050 können nur mit der sofortigen Beschleunigung kohlenstofffreier Brennstoffe und Technologien erreicht werden, und das IMRB ist ein entscheidendes Instrument, um die Fortschritte voranzutreiben, die für den Aufbau einer kohlenstofffreien Schifffahrtsindustrie erforderlich sind«, gibt man sich überzeugt.

Details des Vorschlags:

  • Das IMRB wäre quasi-unabhängig, unterläge der Aufsicht der IMO und hätte die alleinige Aufgabe, die Forschung und Entwicklung von kohlenstoffarmen und kohlenstofffreien Kraftstoffen, Energiequellen, Antriebssystemen und anderen neuen Technologien zur Reduzierung von Treibhausgasen zu beschleunigen, wobei es auf der Grundlage einer von der IMO verabschiedeten Charta arbeiten würde.
  • Ein Internationaler Maritimer Forschungsfonds (IMRF) würde die Finanzierung der Forschungs- und Entwicklungsprogramme des IMRB durch die Industrie sicherstellen und über einen Zeitraum von zehn Jahren etwa 5 Mrd. $ durch Beiträge von 2 $/t Treibstoff, die jedes Schiff verbraucht, einnehmen.
  • Andere relevante Interessengruppen wie Energieversorger, Technologieunternehmen, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen und Stiftungen wären willkommen, sich am Internationalen Maritimen Forschungsrat und seiner Arbeit zu beteiligen und Beiträge zu leisten.
  • Das IMRB ist so konzipiert, dass es sich in 10-15 Jahren selbst obsolet macht, indem es Forschungs- und Entwicklungsprojekte durchführt, die es dann kommerziellen Unternehmen ermöglichen, Technologien und Dienstleistungen bis 2030 in die globale Flotte zu bringen, so dass das IMO-Ziel für 2050 erreicht werden kann.
  • Die Organisationen der Schifffahrtsindustrie, die hinter dem Vorschlag stehen, betonen, dass der Beitrag von 2 $ nicht als eine marktbasierte CO2-Reduktionsmaßnahme zu sehen ist, da er nur für einen definierten technischen Zweck – die Beschleunigung der Forschung und Entwicklung für kohlenstofffreie Antriebssysteme – existieren würde.