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Im Vorfeld des Klimagipfels von US-Präsident Joe Biden fordert eine gewichtige Gruppe von Schifffahrtsorganisationen die Regierungen der IMO-Mitgliedsländer auf, »dringend« die Rolle marktbasierter Maßnahmen (MBMs).

[ds_preview]Ab morgen will der neu gewählte US-Präsident Joe Biden bekanntlich mit 40 Staats- und Regierungschef zu einem eigenen Klimagipfel zusammenkommen. In der Schifffahrt verbindet man Sorgen und Hoffnung mit der Veranstaltung.

Die Reedereiverbände und -organisationen Bimco, CLIA für die Kreuzfahrtbranche, International Chamber of Shipping (ICS) und das World Shipping Council haben sich jetzt mit einem gemeinsamen Schreiben an die Internationale Seeschifffahrtsorganisation IMO gewandt. Die Regierungen der Länder sollen in der Debatte um die »richtige« Regulierung für mehr Nachhaltigkeit in der Branche die Rolle marktbasierter Maßnahmen zu prüfen, »um sicherzustellen, dass die ehrgeizigen Dekarbonisierungsziele in der gesamten Schifffahrtsindustrie erreicht werden.«

Erneute Kritik an der EU

Die Schifffahrtsverbände wiederholten ihre Bedenken, die gegenüber unilateralen Kohlenstoffpreissystemen geäußert wurden, wie etwa die von der EU vorgeschlagene Ausweitung ihres Emissionshandelssystems, das von einigen Beobachtern als eine marktverzerrende Lösung für ein globales Problem angesehen wird.

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Der von den USA ausgerichtete Gipfel gilt als wichtiger Vorläufer der Klimakonferenz COP26 und des IMO-Ausschusses für den Schutz der Meeresumwelt (MEPC). Die Schifffahrtsverbände wollen, dass die Staats- und Regierungschefs ihr politisches Gewicht hinter den Wunsch der Branche stellen, die 2 % aller globalen CO2-Emissionen zu eliminieren, die der Sektor verursacht.

»Gemeinsam mit anderen Industriegruppen«, heißt es heute, wolle man, dass die IMO die Diskussionen über MBMs um mehrere Jahre vorzieht: »Diese Maßnahmen werden entscheidend sein, um Anreize für die Umstellung der weltweiten Flotte auf neue Kraftstoffe und Technologien zu schaffen, die teurer sein werden als die heute verwendeten«.

MBMs setzen einen Preis auf CO2-Emissionen, um einen wirtschaftlichen Anreiz für einen Sektor zu schaffen, seine Emissionen zu reduzieren, indem sie die Preislücke zwischen fossilen Brennstoffen und kohlenstofffreien Brennstoffen verringern. Führende Vertreter der Schifffahrt seien der Meinung, dass es jetzt an der Zeit ist, dass die IMO-Mitgliedsstaaten die Rolle von MBMs in Betracht ziehen, damit Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden können.

»Diese Alternative gibt es noch nicht«

»Damit ein Preissignal funktioniert, muss es praktikable Alternativen zu fossilen Brennstoffen geben. Diese Alternativen gibt es für große Hochseeschiffe noch nicht. Die Entwicklung alternativer Technologien würde durch eine massive Beschleunigung der von der IMO koordinierten und von der Industrie zu finanzierenden Forschung und Entwicklung ermöglicht, so dass die Hochseeschiffe auf neue Kraftstoffe umsteigen können«, meinen die Beteiligten, die nach eigenen Angaben rund 90% der Weltflotte vertreten.

Die Möglichkeit, verschiedene Maßnahmen parallel in Betracht zu ziehen, wird als »entscheidend« bewertet. Vor allem müsse zudem auch mehr und schneller in Forschung & Entwicklung investiert werden: »Da die Entwicklung und das Inkrafttreten von MBMs mehrere Jahre dauern kann, können Umsetzung und anreizgebende Wirkung nur dann mit der breiteren Einführung von kohlenstofffreien Technologien zusammenfallen, wenn Maßnahmen wie der Vorschlag für einen industriefinanzierten F&E-Fonds angenommen werden.«