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Die Großbulker sind jetzt bei 75.000 $/Tag angekommen, aber die Unsicherheit angesichts der Lage in China wächst.[ds_preview]

Der chinesische Bau- und Immobilienmulti Evergrande taumelt mächtig. Obwohl die Insolvenz nur eine Frage von Tagen sein könnte – mit potenziell gravierenden Auswirkungen auf die chinesische Schwerindustrie – gab es am Bulker-Spotmarkt diese Woche kein Halten.

BDI über 5.000 Punkte

Der Baltic Dry Index (BDI) schoss um 558 auf 5.202 Punkte hoch. Den größten Sprung legten erneut die Capesize-Frachter hin, deren Durchschnittsrate im Zeitcharter-Trip-Business um fast 23% auf knapp 75.200 $/Tag anzog.

Zwei Faktoren hielten den Markt diese Woche unter Dampf, wie Makler berichten: erstens ein Schwung eiliger Ladungen vor allem bei Eisenerz vor dem heutigen Beginn der Feiertagswoche Golden Week in China und zweitens die verschärften Hafenengpässe und Wartezeiten für Schiffe ebenfalls in China. Letzteres hat zur Folge, dass weniger Frachter zurück an den Chartermarkt kommen und sich das Tonnageangebot verknappt.

Die größten Sprünge legten die Capes am Dienstag und Mittwoch hin. Eine kleine Delle am Donnerstag blieb nur von kurzer Dauer: Heute wurde der Rückgang mehr als wettgemacht. Nächste Woche dürfte angesichts der Geschäftspause in China ruhiger werden. Einen Einsturz am Capesize-Markt infolge der Evergrande-Schieflage befürchten Händler und Befrachter aber offenbar nicht. Für Oktober wird die Durchschnittsrate (5TC) der Capes am Terminmarkt (FFA) immer noch zu stattlichen 63.000 $/Tag gehandelt.

Engpässe bald auch in Indonesien?

Allerdings warnt die Reederei Döhle in ihrem jüngsten Maritime Overview, dass die Tonnagenachfrage aus dem Eisenerzsektor wegen der politisch verordneten Produktionskürzungen in der chinesischen Stahlindustrie bis Jahresende nachlassen dürfte. Unterstützung erfahre der Bulker-Frachtenmarkt aber von der gestiegenen Nachfrage nach Kraftwerkskohle aufgrund von Engpässen in China und anderen Teilen der Welt. Vor allem auf den Kohleexportrouten aus Indonesien heraus, die stark von kleineren Bulkern mit eigenen Kränen bedient werden, dürfte in den kommenden Wochen viel los sein. »Es wäre keine Überraschung, wenn wir auch in Indonesien bald massive Abfertigungsengpässe erleben«, so Döhle.

Von der Kohle-Rallye profitieren die mittleren und kleineren Bulker bislang aber scheinbar nur eingeschränkt. Die Märkte sind fest, zeigen aber noch keinen klaren Ausschlag nach oben. So blieb die Durchschnittsrate der Panamaxe diese Woche nahezu unverändert bei rund 35.900 $/Tag. Die Supramaxe steigerten sich leicht um knapp 1% auf 35.800 $/Tag. Angekurbelt wurden die Raten durch die wieder anziehende Verschiffungsaktivität im US Gulf und durch Tonnageengpässe in Europa. Ganz ähnlich die Lage im Handysize-Segment, das einen Anstieg um 3% auf 35.769 $/Tag im Trip-Business verzeichnet. Den größten Zuwachs bei den Raten meldeten Makler in Europa und dem Mittelmeer. Von allen Index-Fahrtgebieten weist die Route Skaw/Passero zur US-Ostküste mit 39.800 $/Tag jetzt das höchste Ratenniveau auf.

Im europäischen Shortsea-Trade für Bulk und Breakbulk setzt der Markt nach einer kleinen Verschnaufpause erneut zum Höhenflug an. So stieg der European Short Sea Index des Branchendienstes BMTI diese Woche kräftig um 4% auf 31.81 Punkte. Den steilsten Anstieg gab es mit +11,5% im Mittelmeer.

Erneute Verbesserungen im Tanker-Markt

Am Rohöltankermarkt können die Reeder jetzt die zweite Woche in Folge Verbesserungen verbuchen. Steigende Produktionsmengen im Persischen Golf und die für diese Jahreszeit übliche Erhöhung der Rohölvorräte zur Winterzeit spielen vor allem den VLCC-Eignern in die Karten. So kletterten die durchschnittlichen Spoteinnahmen der Supertanker erneut um 15% auf durchschnittliche 13.700 $/Tag. Auch die kleineren Segmente verspürten Rückenwind u.a. dank erhöhter Tonnageanfragen im Mittelmeer. Für die Suezmaxe und die Aframaxe ging es ebenso um 15 bis 16% auf 6.600 und 8.800 $/Tag nach oben.      (mph)