Der Ukraine-Krieg und die Sanktionen gegen Russland haben die Fracht- und Chartermärkte diese Woche stark beeinflusst. Positionen im Pazifik verteuerten sich deutlich, im Atlantik ging es bergab.[ds_preview]

Der Zusammenbruch vieler Verkehre im Schwarzen Meer sowie von und nach Russland sorgt für Turbulenzen an den Märkten. Viele Schiffe strömen aus der Krisenregion heraus Richtung Bosporus, um neue Beschäftigung zu finden. Befrachter im Atlantik müssen ihre Ladungsbücher nach riskanten Geschäften mit russischer Beteiligung durchkämmen.

Chaotische Lage

Zahlreichen Schiffen drohen Arreste oder mindestens Verzögerungen im nächsten Hafen, weil die Waren an Bord jetzt unter Sanktionen fallen. Ganze Breakbulk-Ladungen sollen im Mittelmeer von russischen Schiffen runtergeholt und auf andere Schiffe verteilt werden, damit sie in den EU-Häfen gelöscht werden können.

Die Lage ist chaotisch, mindestens unübersichtlich. Ausfälle und die Zurückhaltung beim Neugeschäft hatten diese Woche eine deutlich negative Wirkung auf die Bulk-Frachtraten im Atlantik; im Pazifik nahm die Erholung der Aktivität nach Chinesisch Neujahr weiter ihren Lauf und trieb die Raten hoch. In Summe waren die Effekte noch leicht positiv: Der Baltic Dry Index beendet die Woche mit einem Plus von 72 bei 2148 Punkten.

Im Capesize-Sektor ging es bis Mittwoch etwas bergauf, dann wieder nach unten. Inmitten der allgemeinen Verunsicherung reichten auch zunehmende Frachtabschlüsse des brasilianischen Bergbauriesen Vale nicht aus, den Raten Schwung zu verleihen. Das Durchschnittsniveau der Capes im Zeitcharter-Trip-Business sank auf Wochensicht um 3% auf 13.560 $/Tag.

Die Panamax-Bulker verzeichneten beim Time Charter Average (5TC) einen Zuwachs um 5% auf 25.061 $/Tag. Angesichts der Schwierigkeiten bei weiteren Kohleverschiffungen ex Murmansk und anderen russischen Häfen war es keine Überraschung, dass die Indexrate für Atlantik-Rundreisen leicht auf 20.700 $/Tag nachgab. Im Pazifik zogen die Raten hingegen auf breiter Front an.

Verkehrsverlagerung erwartet

Noch weiter klaffte die Ratenschere zwischen Atlantik und Pazifik für die kleineren Bulker auseinander. Handysize-Frachter konnten zu Wochenschluss mit 33.500 $/Tag in Asien rund 15.000 $ mehr als westlich von Suez verdienen. Die Steigerungen im Pazifik trieben die Durchschnittsrate für den 38.000-Tonner um 3% auf knapp 26.000 $/Tag hoch. Für die Suezmaxe ging es global um 7% auf 28.450 $/Tag hoch. Den massiven Einbußen im Schwarzen Meer, dem Mittelmeer und am Kontinent standen rasante Ratenzuwächse in Fernost gegenüber. Auf der Kohle-Rennstrecke von Südchina über Indonesien zurück nach China zog das Ratenniveau um 23% auf über 34.000 $/Tag an.

Makler und Händler rechnen mit einer erheblichen Verlagerung der Verkehre. So zeichnet sich ab, dass europäische Importeure vermehrt russische Kohle durch Kohle aus Nordamerika und Südafrika ersetzen. Im Getreidesektor dürften die Ausfälle aus dem Schwarzen Meer durch verstärkte Exporte aus dem US Golf und aus Australien kompensiert werden. Diese Effekte dürften vor allem Panamaxe, Supras und Handies zu spüren bekommen.

Steigerungen am Tanker-Markt

Am Chartermarkt der Rohöltanker hielt die verstärkte Aktivität diese Woche an, was die Raten weiter in die Höhe katapultierte. Die durchschnittlichen Einnahmen der VLCC verdoppelten sich noch einmal auf 20.000 $/Tag. Für die Suezmaxe ging es um 70% auf 18.900 $/Tag hoch, während die Aframaxe sich noch erheblicher stärker um 170% auf 37.300 $/Tag verbesserten.

Für alle Arten von Ladungen steigt der Bunkerkostenanteil aufgrund des massiven Auftriebs der Ölpreise rasant an. Sowohl in Rotterdam als auch in Singapur kletterten die Preise für schwefelarmes Schweröl (VLSFO) auf Wochensicht um 13% auf rund 880 und 810 $/t.  (mph)