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Das »Sulphur Cap« steht kurz bevor, Reeder müssen sich zwischen Scrubber, LNG, LSFO oder alternativen Kraftstoffen entscheiden. In Deutschland setzt die große Mehrheit offenbar auf die schwefelarme Variante, um die ab Januar geltenden neuen Grenzwerte einhalten zu können.

Der weit überwiegende Teil [ds_preview]der Schiffe in der deutschen Flotte wird spätestens von 1. Januar an mit dem neuen, schwefelärmeren Brennstoff (Low Sulphur Fuel Oil, LSFO) betrieben. Das ist eines der Ergebnisse einer Umfrage des Verband Deutscher Reeder (VDR) unter seinen 143 Mitgliedsunternehmen.

Die Datengrundlage sei zwar nicht repräsentativ für die gesamte deutsche Schifffahrt, aber ein Meinungsbild, welches sich durchaus übertragen lasse, denn es beteiligten sich Reedereien aus allen Bereichen der deutschen Seeschifffahrt, teilte der VDR heute mit.

Von Neujahr an dürfen bekanntlich zum Antrieb von Seeschiffen nach einem Beschluss der International Maritime Organisation (IMO) weltweit nur noch Brennstoffe mit einem Schwefelgehalt von maximal 0,5 % verwendet werden – vorher lag die Grenze bei 3,5%.

Zu 81% setzen die befragten Unternehmen der Umfrage nach künftig auf LSFO mit 0,5% Schwefelanteil. 11% bunkern demnach weiter das bisher meist genutzte Schweröl (HFO). Dies ist von der IMO ausdrücklich erlaubt, wenn auf den Schiffen Abgasreinigungssysteme, Scrubber, eingebaut wurden. Allerdings gibt es eine intensive Debatte um die Funktionalität und die Umweltverträglichkeit der Technologie, v.a. bei sogenannten Open-Loop-Scrubbern, deren Nutzung schon zu hohen Bußgeldern geführt hat, auch in Deutschland.

Zu 6% werden sonstige Brennstoffe, wie sie etwa für die Emissionskontrollgebiete in Nord- und Ostsee schon seit Anfang 2015 Vorschrift sind, genutzt – diese haben mit 0,1 % einen noch geringeren Schwefelanteil. Zwei Prozent der Schiffe in der deutschen Flotte werden der Umfrage nach schon jetzt mit LNG betrieben.

Als größte anstehende Herausforderung bei der Umstellung sehen die Befragten demnach technische Probleme im künftigen Betrieb, außerdem die Kosten des neuen Brennstoffs beziehungsweise ihren Ausgleich durch Dritte, insbesondere Kunden. Überdies bewegt deutsche Reedereien die Frage der Verfügbarkeit. »Viele befürchten, dass die neuen Brennstoffe Probleme im Betrieb verursachen werden, möglicherweise auch mit finanziellen Folgen«, kommentierte Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VDR.

Man rufe deshalb alle Beteiligten auf, sich mit größtmöglichem Engagement und Flexibilität auf die Umstellung vorzubereiten, »damit dies eine Erfolgsgeschichte wird.«

Der einmalige Investitionsaufwand für die Unternehmen vor der Umstellung betrug der Umfrage zufolge im Durchschnitt 7,5 Mio. € pro Reederei. Ralf Nagel: »Wenn man sich vergegenwärtigt, dass mehr als zwei Drittel der Reedereien in Deutschland mittelständisch geprägt sind und weniger als zehn Schiffe bereedern, wird deutlich, wie groß der finanzielle Kraftakt war, den der Einzelne im Blick auf die Umstellung zu leisten hatte.« Zudem würden die auf die Unternehmen nun zukommenden jährlichen Mehrkosten IMO2020 zur bisher wohl aufwendigsten Regelung machen, der sich die Schifffahrt je gestellt hat.

Besondere Sorgen bereitet den Unternehmen, dass sie im laufenden Betrieb künftig erhebliche Mehrkosten zu tragen haben und, wo möglich, ihr Ausgleich durch Dritte, insbesondere Kunden, nicht wie beabsichtigt funktionieren wird. „Für uns ist enorm wichtig, dass dies eine weltweite Vorschrift ist, alle müssen sie umsetzen.

Der VDR nutzt die Umfrage zudem für einen Appell gegen regionale Regulierungen der Schifffahrt, auch gegen EU-Einzelgänge. »Die IMO ist ein handlungsfähiges Gremium, um die Schifffahrt weltweit wirksam zu regulieren. Deshalb sollte der IMO auch in Sachen Klimaschutz die entscheidende Rolle zukommen. Regionale Sonderwege, etwa in der EU, sind hingegen zu vermeiden. Sie verzerren den Wettbewerb und haben keinen ausreichenden Effekt auf das Klima«, sagte Nagel. Im Blick auf die neue Schwefel-Regelung forderte der VDR wirksame Kontrollen durch die jeweiligen Hafenstaaten. »Wir setzen auf weltweite Kontrollen der neuen Regelung, damit keiner sich einen unerlaubten Wettbewerbsvorteil verschafft. Wir sind uns aber auch sicher, dass die Flaggenstaaten und auch die Kunden der Reedereien ein großes Interesse haben, dass die neuen Regeln auch eingehalten werden.«