Spotmarkt-39-2020
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China stockt seine Eisenerzvorräte erneut auf und kurbelt damit die Nachfrage für Großbulker an. Auch am Shortsea-Markt verzeichnen die Reeder allmählich Rückenwind.

[ds_preview]An den Trockenfrachtmärkten ging es diese Woche aufwärts mit kräftigen Ratensteigerungen für Capesize-Bulker und moderaten Verbesserungen für kleinere Frachter. Zum Wochenschluss liegt der Baltic Dry Index bei 1.667 Punkten – ein Plus von 29 % zur Vorwoche.

Eine erhöhte Nachfrage für Verschiffungen ex Brasilien und Australien trieb das Durchschnittsniveau der Caper im Zeitcharter-Trip-Business um 53% hoch auf knapp 24.200 $/Tag. Erstmals seit Anfang August wurde die 20.000-$-Marke durchbrochen. Maklern zufolge ordert die chinesische Stahlindustrie jetzt noch einmal verstärkt Eisenerz, nachdem der Spotpreis für den Rohstoff zuletzt merklich gesunken war. Alle großen Bergbaukonzerne in Australien und Brasilien seien diese Woche am Markt aktiv gewesen, um sich Schiffe für die zweite Oktoberhälfte zu sichern, berichtet Clarksons Platou. Ob dies schon der Beginn einer Jahresend-Rallye ist, bleibt fraglich. Am Frachten-Terminmarkt herrscht jedenfalls Skepsis, wie die gedämpfte Preisentwicklung bei den nahen Positionen für Oktober zeigt.

Für die übrigen Bulkertypen brachte die Woche ebenfalls Fortschritte. Allerdings waren die Ratensteigerungen relativ verhalten. Panamaxe (82.500 tdw), Supramaxe (58.000 tdw) und Handysize-Frachter (38.000 tdw) verbesserten sich alle um jeweils rund 5% auf 12.423 $/Tag, 10.910 $/Tag und 10.528 $/Tag – ein seltener Gleichklang in den Segmenten. Positive Nachfragetrends verzeichneten Makler aus dem Getreideexportgeschäft in den USA und bei einer Reihe von Commodities im asiatisch-pazifischen Raum.

Am europäischen Kontinent gibt es weiterhin einen Mangel an Supramax- und Handy-Bulkern. Die Index-Raten für beide Schiffsklassen für Trips aus der Skaw-Passero-Range machten erneut Sprünge. Trips für Supramaxe von Europa nach Nordamerika verteuerten sich laut Index von 9.300 auf 10.400 $/Tag. Für Schrottverladungen von Nordeuropa in den östlichen Mittelmeerraum zog das Niveau ebenfalls an. So bekommt die 2013 gebaute „St. Pinot“ (57.949 tdw) 19.500 $/Tag für eine Verladung von der Ostsee in die Türkei, wo die Hochöfen jetzt wieder kräftig befeuert werden. Der Weltstahlvereinigung zufolge kletterte die Stahlproduktion in dem Bosporus-Staat im August um fast 23% gegenüber dem Vorjahr. Für kleinere Handies gab es in Europa ebenfalls keinen Mangel an Geschäft zu steigenden Raten. So tritt die 2009 gebaute »Sunrise« (37.268 tdw) zu 18.500 $/Tag einen Trip von Brake nach Indien an. Die »True Love« (38.762 tdw, Bj. 2015) geht bei Clipper zu 14.740 $/Tag auf Time Charter für einen Trip von Dordrecht zur US-Ostküste.
Eine positive Meldung kam aus dem Getreidesektor. So hebt die International Grain Association ihre Prognose für das Handelsvolumen im laufenden Jahr 2020/21 um 3 Mio. auf 398 Mio. t an.

Postive Signale im europäischen Shortsea-Markt

In der europäischen Kurzstreckenschifffahrt gibt es nach einer langen Durststrecke endlich positive Signale. Nach dem Schwarzen Meer zieht Berichten zufolge jetzt auch im Mittelmeer und in Nordeuropa die Tonnagenachfrage an, die Frachten klettern ganz langsam aus dem Keller. So stieg der European Short Sea Index des Branchendienstes BMTI diese Woche um 0,8 % auf 16,22 Punkte. »Der Trend ist eindeutig fester und alle erwarten, dass es weiter aufwärts geht, wenn auch nicht ruckartig«, erklärte ein britischer Makler.

Wenig Freude bereiten die Tankermärkte den Reedern. Alle Segmente der Rohölschifffahrt vom VLCC bis zum Aframax blieben diese Woche von schwacher Nachfrage und geringer Aktivität geprägt. Die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC sackten deutlich um fast ein Drittel auf 15.100 $/Tag ab, Suezmaxe und Aframaxe verschlechterten sich um je 4,5% und 3,2% auf nur noch 5.800 und 7.400 $/Tag, womit in der Regel kaum mehr die Betriebskosten gedeckt werden können. Etwas Hoffnung macht sich allerdings im Suezmax-Segment breit, da Libyen nach der Aufhebung des »Force Majeure« seine Onshore-Ölproduktion und die Exporte wieder in Gang bringen will. »Das könnte den toten Markt wiederbeleben«, hieß es aus Maklerkreisen. (mph)