Der Druck auf die Spotraten hat diese Woche massiv zugenommen. Großbulker verzeichnen Einbußen bei den Charterraten von mehr als 40%.[ds_preview]
Kurz vor Weihnachten droht der Bulker-Spotmarkt ins Bodenlose zu fallen. Die Charternachfrage hat stark nachgelassen – der Baltic Dry Index brach diese Woche um 893 auf 2.379 Punkte ein. »Das gleiche Dilemma wie jedes Jahr«, kommentierte ein Hamburger Makler die Talfahrt am Markt diese Woche.
Es ist ein gewohntes Muster: Wenn die Charterer es rechtzeitig vor den Feiertagen schaffen, die Auftragsbücher zu schließen, lässt die Aktivität am Spotmarkt abrupt nach. Gleichzeitig wächst die Nervosität unter den Reedereien, dass Schiffe über den Jahreswechsel ohne Beschäftigung dastehen könnten.
Einbußen von -44% für Capesizer
Das zeigte sich besonders bei den großen Frachtern. So stürzte die Durchschnittsrate der Capesize-Bulker auf Wochensicht um fast -44% auf gut 22.600 $/Tag. Die Flaute setzte zu Wochenanfang im Atlantik ein und griff dann zunehmend auf den Pazifik über. Ähnlich war der Verlauf im Panamax-Segment – allerdings nicht ganz so ausgeprägt und mit dem Unterschied, dass sich das Ratenniveau im Pazifik besser behauptete als im Atlantik. Unterm Strich gab das Spotniveau um rund -20% auf knapp 22.000 $/Tag nach.
Kleine Bulker halten sich
Die kleineren Bulker mit eigenen Kränen verzeichneten ebenfalls eine ruhigere Charternachfrage in den meisten Laderegionen, konnten die Einbußen aber relativ gut abfedern. Die Durchschnittsrate der Supramaxe (58.000 tdw) sank um -3% auf 27.158 $/Tag, die der Handies (Typschiff 38.000 tdw) um -1,6% auf 27.842 $/Tag. Damit fahren die kleinsten Bulker bei Neugeschäft zu Jahresende noch die höchsten Erträge ein.
Im Supramax-Segment waren die Einbußen gleichmäßig über alle Regionen verteilt, wobei der Schwerpunkt der (berichteten) Aktivität zum Ende der Woche deutlich im asiatisch-pazifischen Raum lag. Dort gingen mehrere Einheiten am Donnerstag noch zu recht stabilen Raten von 24.000–25.000 $/Tag für Rundreisen von und nach Südchina aus dem Markt. Im Handysize-Sektor gaben die Index-Raten nur im Atlantik nach, die Pazifik-Routen blieben stabil einer Bandbreite von 21.000–22.600 $/Tag.
Shortsea-Markt weiter im Aufwind
Am Shortsea-Markt für Bulk und Breakbulk in Europa war von einer saisonalen Korrektur diese Woche noch nichts zu spüren. Stattdessen blieben die Frachtraten angesichts zahlreicher dringender Ladungen, die bis Weihnachten möglichst noch »gefixt« werden müssen, weiter im Aufwind. Der Branchendienst BMTI hob seinen European Short Sea Index um +2% auf 45,79 Punkte an.
Großtanker profitieren von Nachfrage
Für die Rohöltanker zog die Befrachtungsaktivität in einigen Bereichen spürbar an. Die VLCC profitierten von zusätzlichen Ladungen vor allem aus Saudi-Arabien und verbesserten sich auf Wochensicht um 11% auf durchschnittlich 12.400 $/Tag. Für die Suezmaxe und die Aframaxe blieben die Spoteinnahmen stabil bei 14.600 und 14.900 $/Tag. Bei den Aframaxen gab es aber größere Schwankungen in einzelnen Regionen: In Nordeuropa zogen die Raten angesichts der einsetzenden Eissaison deutlich an, während sie auf der Strecke vom US Golf nach Europa und zurück fast genauso stark nachgaben. (mph)