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Die Spotraten kleiner Massengutfrachter zogen diese Woche kräftig an. China und der Getreidehandel treiben den Markt.

[ds_preview]Normalerweise geben die größeren Bulker die Marschrichtung für den Gesamtmarkt vor. Aktuell aber haben die Capes (180.000 tdw) und vor allem die Panamaxe (82.500 tdw) ihre Signalfunktion eingebüßt. Deren Ertragslage hat sich zuletzt deutlich verschlechtert – hingegen zieht der Spotmarkt für die Supramaxe (58.000 tdw) und die Handysize-Bulker (38.000 tdw) mit ungeahntem Tempo an.

Die Durchschnittsrate der Supras im Zeitcharter-Trip-Business lag am Donnerstag auf Wochensicht fast 30% im Plus bei 20.530 $/Tag, das Handy-Indexschiff mit 38.000 tdw Tragfähigkeit verbesserte sich um fast 25% auf gut 18.900 $/Tag. Derart hohe Steigerungen binnen so kurzer Zeit sind für die kleineren Bulker mit eigenen Kränen höchst ungewöhnlich.

Was den Markt antreibt, sei die Kombination aus der starken Konjunktur und Importnachfrage in China und den boomenden Getreideverkehren aus dem Atlantik heraus, erklärte der CEO des Handysize-Spezialisten Pacific Basin, Mats Berglund, gestern bei Vorlage der 2020er Bilanz. Den Ausblick für die kommenden Monate beurteilt der Schwede angesichts der zu erwartenden wirtschaftlichen Erholung weltweit als sehr gut.

Sprünge im Baltic Index

Maklern zufolge nahm die Befrachtungsaktivität für Ladungen nach China im Laufe dieser Woche kräftig zu. Für die entsprechenden Routen in den Baltic Indices wurden große Sprünge gemeldet. So zum Beispiel für die Kohle-Rennstrecken der Supramaxe: Die Indexrate für Trips von Südchina via Indonesien nach Ostindien stieg von rund 11.400 auf über 16.500 $/Tag, für Rundreisen von Südchina via Indonesien zurück nach Südchina von rund 14.400 auf 20.300 $/Tag. Getreideverladungen mit Supras ex US Golf oder Schwarzem Meer nach Fernost werden inzwischen zu mittleren 30.000 $/Tag geschlossen – Tendenz ebenfalls weiter steigend.

»Die noch verfügbaren Schiffe für März sind sehr knapp, was den Markt weiter hochtreiben könnte«

Hamburger Makler

Da mehr Charterer sich gegen weitere Steigerungen am Spotmarkt absichern wollen, hat das Interesse an Periodenchartern spürbar zugenommen. Gestern wurde berichtet, dass die 2016 gebaute »Medi Adriatico« (60.500 tdw) für 3-5 Monate zu 22.500 $/Tag an Swire verchartert wurden, prompte Anlieferung in Fernost.

Steigende Handy-Raten

Für Handysize-Bulker zogen die Raten sowohl im Atlantik als auch im Pazifik erheblich an – am stärksten an der Ostküste Südamerikas. So schoss die Indexrate für die Relation Rio/Recalada-Skaw/Passero um rund 40% auf 28.700 $/Tag hoch. Am Kontinent verteuerten sich Trips Richtung Nord- und Südamerika laut Index ebenfalls kräftig auf gut 19.000 $/Tag. Für kurze Rundreisen in die Ostsee und zurück bekamen Eisklasse-Schiffe mit hoher Kapazität fast 30.000 $/Tag.

»Die noch verfügbaren Schiffe für März sind sehr knapp, was den Markt weiter hochtreiben könnte«, erklärte ein Hamburger Makler. Am Periodenmarkt werden bereits weitere Ratensteigerungen eingepreist, wie jüngste Abschlüsse in Asien zeigen. So soll Cargill die »Daiwan Glory« (35.531 tdw, Bj. 2015) und die »Daiwan Kalon« (34.327 tdw, Bj. 2016) für 4-6 Monate zu je 16.000 $/Tag mit Anlieferung im März/April in China unter Vertrag genommen haben.

Rückgänge bei größeren Bulkern

Die Eigner von Capesize- und Panamax-Tonnage hatten hingegen das Nachsehen und konnten ihre Ertragsniveau aus der Vorwoche nicht halten. Für Capes ging es um 22% auf 12.200 $/Tag und für Panamaxe um 11% auf 19.900 $/Tag runter. Eine verringerte Charteraktivität für Eisenerz ex Brasilien gepaart mit einem hohen Zustrom an Tonnage aus Asien nannten Makler als Hauptgrund für die anhaltende Abwärtsspirale im Cape-Segment. Für Panamaxe soll vor allem die Nachfrage im Nordatlantik nachgelassen haben.

Wachstum im Shortsea-Markt

Am europäischen Shortsea-Markt gab es dafür erneut einen Ruck nach oben, wie der Branchendienst BMTI berichtet. Der European Short Sea Index (EUSSIX) von BMTI legte um gut 8% auf 26.55 Punkte zu. Am steilsten zog der Markt in Nordeuropa an – wohl auch als Nachwirkung der starken Eisbildung und wetterbedingten Verzögerungen in der Ostsee. Die Benchmark-Rate von BMTI für Partien von 3.000 t auf der Route von den Baltischen Häfen zu den ARAG-Häfen schoss um 13% auf 31,75 €/t hoch.

Wenig Freude für Tanker-Reeder

Am Chartermarkt für Rohöltanker hatten die Reeder wenig Grund zur Freude. Bei Druck auf den Raten in allen Fahrtgebieten und weiter steigenden Bunkerpreisen rauschten die durchschnittlichen Spoteinnahmen der VLCC um gut ein Drittel auf nur noch 3.700 $/Tag runter. Im Brot-und-Butter-Trade vom Persischen Golf nach China ist das Ertragsniveau (TCE) auf knapp unter 0 gesunken.

Optimisten rechnen mit einer Befestigung des Marktes im März, falls die OPEC+ ihre Fördermengen und Exporte ab April langsam wieder hochschraubt. Klarheit dazu könnte ein Ministertreffen der Organisation nächste Woche bringen.

Ein deutliches Plus verzeichneten hingegen die kleineren Aframaxe, deren Ertragsniveau dank Tonnageknappheit im Nordatlantik um 19% auf 11.700 $/Tag kletterte. Davon profitierten auch die Suezmaxe, die sich einen gewissen Überhang an Ladung aus dem Aframax-Segment angeln konnten. Die Spoteinnahmen der Suezmaxe lagen gestern auf Wochensicht stabil bei 8.500 $/Tag.             (mph)